Bazon Brock

Bazon Brock

Denker im Dienst und Künstler ohne Werk, ist emeritierter Professor am Lehrstuhl für Ästhetik und Kulturvermittlung an der Bergischen Universität Wuppertal. Weitere Professuren an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (1965–1976) und der Universität für angewandte Kunst, Wien (1977–1980). 1992 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Eidgenössisch Technischen Hochschule, Zürich und 2012 die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. 2014 bekam er die Honorarprofessur für Prophetie an der HBKsaar, Saarbrücken und 2016 wurde ihm der Von der Heydt-Preis der Stadt Wuppertal verliehen.

Er entwickelte die Methode des »Action Teaching«, bei dem der Seminarraum zur Bühne für Selbst- und Fremdinszenier-ungen wird. Von 1968 bis 1992 führte er in Kassel die von ihm begründeten documenta-Besucherschulen durch.

KUNST im öffentlichen Raum

mit einem Vorwort von Prof. Bazon Brock

Zuspruch zum Mut der förmlichen Behauptungen von Künstlern im öffentlichen Raum

Die Entwicklung des Raumes in städtischen Siedlungen verdanken wir dem bürgerlichen Selbstverständnis, stets mehr zu verantworten, mehr zu prägen, mehr zu nutzen als die kleine Privatheit des familiären Hausens. 

Sich öffentlich zeigen, ja beweisen zu können verlangte nach einer Scena, einem definierten Exponierpodest. Mit Gesten, Mimik, Verhaltensposen wurde der Anspruch sichtbar, dass der Bürger nun, hier und jetzt, als Repräsentant des kollektiven Leibes der Gesellschaft oder des Gemeinwesens verstanden werden will. Wer sich als Beispielgeber für die Behauptung der Existenz aller zur Gemeinschaft Gehörenden auswies, stiftete damit Öffentlichkeit. Der Raum war also das Aktionsareal, in  dem die diversen Bewohner – die Zugezogenen, die Ange-heirateten oder Eingegliederten – zu Bürgern wurden, also zu Gemeindemitgliedern, die in der Lage waren, als Individuen das Ganze des gesellschaftlichen Körpers zur Geltung zu bringen. Werke, Architekturen, physische Markierungen jeglicher Größe und Materialität werden benötigt, um jene Scena, das heißt die Bühne, zu definieren, auf der und in der bloße Bewohner eines städtischen Areals tatsächlich zu Bürgern werden. 

Denn ohne Bürger gibt es keine Öffentlichkeit, sondern nur Kampfplätze, Konkurrenzarenen oder vorstädtische Konsumboxen, die das Verhalten der Nutzer nicht mehr stadtbürgerlich zu prägen vermögen. Heute ist das Bild der Götter, der Herrscher oder der Vorfahren, die herkömmlich die Autorität des Öffentlichen anmahnen, nur noch als geprägte Form akzeptabel, als künstlerische Formgebung, die im Bürger und durch die Bürger sich lebend entwickeln sollte. Wenn das nicht geschieht, gibt es keine Öffentlichkeit als Voraussetzung der Form des Sozialen und des Politischen, die wir Demokratie nennen. Ohne Form im öffentlichen Raum gibt es keine Demokratie – und Künstler sind nun einmal die zur Stiftung der Formen Berufenen, die die Vergegenständlichungen aller unserer, aber auch der tierischen und pflanzlichen Seelenbewegungen repräsentieren. Sie formen die Psychen im freien Feld der bürgerlichen Lebensenergien. 

Wuppertal im Dezember 2016

KUNST im öffentlichen Raum

von Klaus Jansen

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